Schmetterlinge – kaum mehr Blumenwiesen für die zarten Geschöpfe

pixabay / Tagpfauenauge

Mit fast 160 000 Arten bevölkern Schmetterlinge, bis auf die Antarktika, alle Kontinente dieser Welt und jährlich werden im Schnitt 700 Arten neu entdeckt. In Deutschland leben etwa 3700 Schmetterlingsarten, die meisten davon sind nachtaktiv und zusammen mit rund 160 Tagfalter-Arten tummeln sie sich in unseren Gärten, auf Feldern, Wiesen oder im Wald. Biologisch betrachtet, gehören Schmetterlinge zu den Insekten und sind nach den Käfern die zweitreichste Insekten-Ordnung. Doch der Verlust ihrer Lebensräume und der biologischen Vielfalt machen den zarten Geschöpfen schwer zu schaffen, daher sind laut der Deutschen Wildtierstiftung 50 % aller Arten in Deutschland gefährdet und bereits 2 % ausgestorben.

Für uns ist ein Sommer ohne die traumhaft schönen Flügelwesen, die munter über die Wiesen flattern, kaum vorstellbar und daher wollen wir Ihnen einen tieferen Einblick in das Leben der Schmetterlinge geben. Jeder kann helfen, dass auch in Zukunft noch Pfauenauge, Zitronenfalter und Co. für die Bestäubung sorgen und in unseren Gärten oder auf unseren Balkonen eine Rast machen, um sich mit Nektar für den Weiterflug stärken.

Merkmale

pixabay / Schwalbenschwanz

Auch wenn es die Bezeichnung in der offiziellen Systematik nicht gibt, so werden Schmetterlinge häufig in Tag- und Nachfalter unterteilt. Tagfalter sind in der Regel auffällig gefärbt und haben immer keulenartige Fühler. Die äußerlich eher unscheinbaren Nachtfalter hingegen haben feder- oder kammartiger Fühler.

Flügel:
An den Flügeln lassen sich die verschiedenen Arten am besten unterscheiden und bestimmen, wie jedoch kommt es überhaupt zu dieser eindrucksvollen Färbung der Tagfalter? Entweder es handelt sich um unterschiedliche Pigmente oder die Oberflächenstrukturen auf den Flügeln unterscheiden sich. Dadurch wird das Licht unterschiedlich gebrochen und es entstehen die schillernden Farben für unser Auge. In Deutschland haben die Schmetterlingsflügel etwa eine Spannweite von 10 cm. Der größte Schmetterling heißt Atlasspinner und lebt in Südostasien. Er kann eine eindrucksvolle Spannweite von bis zu 30 cm erreichen.

 

pixabay / Kammartige Fühler

Fühler:
Die Fühler von Schmetterlingen sind sehr unterschiedlich, nicht nur in ihrer Form sondern auch in der Länge. Manche sind sehr kurz und andere wiederum können 4-mal so lang sein, wie der Körper selbst. Die Fühler können fadenförmig, gerade oder gebogen, kolbenartig oder auch gekämmt sein. Sie sind eines der wichtigsten Sinnesorgane der Falter und dienen zum schmecken, riechen und sogar um die Temperatur wahrzunehmen. Bei manchen Arten riechen die Männchen die Sexualhormone der Weibchen auf bis zu 1 km Entfernung.

Mundwerkzeuge:
Manche Schmetterlinge haben Saugrüssel zur Nahrungsaufnahme von Nektar, wieder andere besitzen beißende Mundwerkzeuge, die Mandiblen, mit denen sie Pollen zerkauen und zu sich nehmen können. Es gibt jedoch auch Schmetterlinge ohne Mundwerkzeuge.

Lebensweise

pixabay / Schwalbenschwanz-Raupe

Der Lebenszyklus eines Schmetterlings beginnt als kleines Ei, die von den Weibchen entweder einzeln, paarweise oder in Gruppen und meist direkt auf einer Futterpflanze abgelegt werden. Brennnesseln sind hier besonders beliebte Nahrung für hungrige Schmetterlingsraupen. Die Verwandlung vom Ei, zur Raupe, danach zur Puppe und schließlich zum schönen Schmetterling wird Metamorphose genannt. In der befruchteten Eizelle wächst ein kleiner Raupenembryo heran und ist die Raupe schließlich groß genug, zerbeißt sie die Eihaut und beginnt sofort zu fressen. Da die Raupenhaut nicht mitwächst, muss sich die Raupe, je nach Art, vier bis sechsmal häuten. Bevor sie sich schließlich verpuppt, frisst sich die Raupe noch einmal richtig satt, denn im Puppenstadium kann sie keinerlei Nahrung aufnehmen. Sie sucht sich nun ein geeignetes Plätzchen, geschützt vor Feinden, und beginnt sich zu verpuppen. Die Kunst der Tarnung wird Mimikry genannt und die Schmetterlinge sind darin wahre Meister. Und so sind manche Puppen beispielsweise nicht von einem im Wind schwingenden Blatt zu unterscheiden. Die phänomenale Verwandlung findet nun in der Puppe statt: Es bilden sich Flügel, Fühler, Mundwerkzeuge und Beine bis zu ihrer vollen Größe aus. An einer von der Natur perfekt vorgesehenen Sollbruchstelle für jede Art, reißt die Puppe auf und der Schmetterling kann hinauskrabbeln. Noch kann er nicht fliegen, denn seine Flügel sind zusammengefaltet. Bis zu zwei Stunden pumpt er Luft und Blut in die Flügel und lässt seine Haut aushärten, bis er sich schließlich zu seinem ersten Flug erheben kann. Nach einiger Zeit beginnen die Schmetterlinge mit ihrem wundervoll anzusehenden Balztanz, paaren sich und der Kreislauf der Schmetterlingslebens beginnt erneut. Befruchtet werden die Eier übrigens erst bei der Eiablage. Bei manchen Arten kann sich das Schmetterlingsweibchen sogar ohne das Männchen selbst befruchten. Die meisten Schmetterlinge leben nur wenige Wochen, mache schaffen einige Monate und es gibt sogar Schmetterlinge, die den Winter überstehen, wie z. B. den Zitronenfalter.

Bedrohung

Auch wenn für uns ein Sommer ohne Schmetterlinge kaum vorstellbar ist, stehen doch mittlerweile über 50 % der Falterarten auf der Roten Liste. Durch moderne Landwirtschaft und das Entwässern von Feuchtwiesen werden ihre natürlichen Lebensräume zerstört. Viele Schmetterlinge sind ähnlich wie Wildbienen an Offenlandlebensräume angepasst, sie finden in den Monokulturen der industriellen Landwirtschaft keine geeigneten Futterpflanzen mehr. Durch Überdüngung und Pestizideinsatz werden die Nahrungsangebote weiter dezimiert.  Eine große Gefahr für nachtaktive Falter ist darüber hinaus die zunehmende Anzahl an Lichtquellen der modernen Infrastruktur und in Siedlungsbereichen. Wie die meisten Insekten werden auch sie von Laternen, Leuchtreklamen und auch von den derzeit so beliebten Solar-Gartenbeleuchtungen angezogen. Sie verirren sich, finden nicht mehr aus dem künstlichen Lebensraum hinaus und sterben schließlich vor Erschöpfung.

Lebensräume schaffen und Schmetterlingen helfen

Jeder Einzelne kann helfen und geeignete Lebensräume für Schmetterlinge schaffen. Durch das Aussäen von Wildblumen-Samenmischungen, die gleichzeitig auch den Bienen helfen, können wieder geeignete Nahrungsquellen für Falter und andere Insekten wachsen. Wenn zusätzlich auf künstliche Beleuchtung zu Dekorationszwecken an Haus und Garten verzichtet wird, kann man allen Insekten dabei helfen, die Orientierung nicht zu verlieren.

Schmetterlinge sind nicht nur schön anzusehen, wir Menschen brauchen sie auch dringend, um unser eigenes Nahrungsangebot und dessen Vielfalt zu sichern. Wie auch Bienen, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung und sichern die biologische Artenvielfalt. Durch die Zerstörung der Nahrungsmittelquellen von Insekten, werden auch unsere bedroht. Ein schmetterlingsfreundlicher Garten oder Balkon ist vielfältig, bunt und nicht durch synthetische Schädlingsbekämpfungsmittel belastet. Wildblumenbeete in Pflanzenkübeln, Blumentöpfen oder in Blumenkästen auf dem Balkon, eignen sich hervorragend, um Schmetterlingen einen geeigneten Lebensraum zu bieten. Verzichten Sie auf Zierpflanzen und Exoten, die kaum oder gar keinen Nektar produzieren und mähen Sie Ihren Rasen nur etwa sechs Mal pro Jahr. Ein besonderer Leckerbissen für Schmetterlinge sind blühende Küchenkräuter, sie duften fein und sind sehr reichhaltig an Nektar. Und so kommen auch wir in den Genuss, diese wunderschönen und zarten Geschöpfe dabei zu beobachten, wie sie hoffentlich noch sehr lange durch Gärten, Wiesen und Wälder tanzen.

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