Nutria – Nagetier aus Südamerika erobert Deutschland

fressendes Nutria
fressendes Nutria

Die ursprünglich aus Südamerika stammende Nutria (auch Biberratte genannt) wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland in Pelztierfarmen gehalten. Über 1.000 Nutriafarmen gab es hier zwischen 1930 und 1940. Als der Pelztiermarkt jedoch zusammenbrach, entkamen zahlreiche Tiere, siedelten sich in Seen, Flüssen und Sumpfgebieten an und vermehrten sich stark auf Grund einer kaum stattfindenden Bejagung. Inzwischen haben sich die pelzigen Nager in allen Bundesländern ausgebreitet und ihr Bestand hat sich zwischen 2006 und 2016 verdoppelt.

Körperbau & Fell

Neugieriges Jungtier
Neugieriges Jungtier

Das kompakte Nagetier erinnert sehr an den heimischen Biber, ist jedoch kleiner und hat einen runden, etwa fingerdicken Schwanz. Eine erwachsene Nutria bringt zwischen acht und zehn Kilogramm auf die Waage und wird etwa 65 Zentimeter groß. Hinzu kommt der 30 bis 45 Zentimeter lange Schwanz, der kaum behaart und mit Schuppen bedeckt ist. Im Vergleich dazu wiegt ein Biber bis zu 30 Kilogramm, verteilt auf etwa 100 Zentimeter Körperlänge.

Die Fellfarbe der Nutrias ist rötlich braun und am Bauch etwas gräulich. Entflohene Tiere aus ehemaligen Pelztierzuchten weisen oftmals eine breitere Palette an Fellfarben auf: Es gibt hell- und dunkelgraue, schwarze, fast weiße, braune, rötliche und gelbliche Fellfarben. Die großen Nager haben an den Hinterfüßen jeweils Schwimmhäute zwischen den ersten vier Zehen. Besonders auffallend sind die orange gefärbten Zähne, welche durch Eiseneinlagerungen hervorgerufenen werden.

Lebensweise

"Wasserratten": Nutrias schwimmen ausgezeichnet
"Wasserratten": Nutrias schwimmen ausgezeichnet

Die sowohl tag- als auch nachtaktiven Nutrias können bis zu zehn Jahre alt werden. Sie leben an jeglicher Art von Gewässern, sind standorttreu und verteidigen vehement ihr Revier. Sie leben entweder paarweise oder in zwölf bis 15 Tiere umfassenden Gemeinschaften. In ihrer ursprünglichen Heimat Südamerika bilden sie sogar große Kolonien. Nutrias bauen ihre „Nester“ aus langen Blättern, wie zum Beispiel Schilf, und dünneren Stöcken. Auch selbst gegrabene Erdbauten im Uferbereich dienen als Unterschlupf. Die Eingänge liegen immer oberhalb der Wasserlinie. Hier zeigt sich ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zum Biber, dessen Eingänge zu seinen Bauten unterhalb der Wasserlinie liegen. Winterschlaf halten die flinken Nager nicht.

Nahrung
Nutrias ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch. Auf ihrem Speiseplan stehen Blätter, Wurzeln, Stängel, Hackfrüchte und Wasserpflanzen. Manchmal fressen sie auch Würmer, Schnecken oder Süßwassermuscheln.

Fortpflanzung & Jungtiere
Die Paarungszeit der monogamen Nagetiere erstreckt sich über das ganze Jahr und in der Regel bringt das Weibchen zwei bis drei Würfe mit sechs bis acht Jungtieren im Jahr zur Welt. Diese sind bereits sehr weit entwickelt, können sehen und sind voll behaart. Nach nur fünf Monaten sind männliche Nutrias geschlechtsreif, weibliche Tiere nach sechs Monaten.

Schäden durch Nutrias

Nutria am Ufer
Nutria am Ufer

Da die Nutrias Deichanlagen und Uferbereiche unterhöhlen, richten sie erhebliche Schäden an Wasserbauanlagen an. Auch Uferröhrichte werden durch ihr Fressverhalten enorm geschädigt, weshalb die Lebensräume seltener Arten eingeschränkt werden. Sogar den Autoverkehr können Nutrias gefährden, da ihre gegrabenen Hohlräume sehr groß sind und dadurch das Erdreich einstürzen kann.

An dieser Stelle ist aber auch positiv zu erwähnen, dass Nutrias die ebenfalls eingebürgerten Bisamratten zurückdrängen, welche auch erhebliche Schäden an Wasserwegen verursachen. Gelegentlich kommt es vor, dass Nutrias Fraßschäden an Feldfrüchten der Landwirtschaft verursachen.

Die wasserliebenden Nager haben sich längst an den Menschen gewöhnt und fressen ihnen sogar aus der Hand. Dennoch wird von der Fütterung abgeraten oder diese sogar ganz verboten, damit sich die Bestände nicht unnötig weiter vergrößern. Bitte beobachten Sie die putzig aussehenden Tiere daher nur aus der Ferne und füttern Sie sie nicht weiter an.

Bildquelle: pixabay.com

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