Keine Angst vor Wespen
Wie oft haben sie uns schon einen Grillnachmittag vermiest, sind im Saftglas gelandet oder stürmten die Auslagen in der Bäckerei? Wespen haben sich einen schlechten Ruf eingehandelt, allerdings haben es nur zwei von knapp 550 Arten überhaupt auf unser Essen abgesehen. Alle anderen jagen weder Steak noch Sahnetorte, sondern lieber Heuschrecken, Spinnen oder andere Wespenarten. Manche nisten sich auch parasitisch bei Wildbienen ein.
Da Wespe nicht gleich Wespe ist und uns die meisten Arten sogar sehr nützlich sind, wollen wir an dieser Stelle mit dem Vorurteil des gemeinen Kuchenräubers aufräumen und Ihnen viele Informationen rund um die kleinen Flügelwesen bieten. Außerdem geben wir hilfreiche Tipps, wie man auch im Sommer entspannt draußen essen kann und was zu tun ist, wenn man doch einmal gestochen wird.
Wespen sind Schädlingsbekämpfer!
Bis zu zwei Kilo Insekten verputzt der Nachwuchs eines großen Wespenvolk am Tag!
Das macht sie zu hervorragenden Schädlingsbekämpfern und natürlichen Regulatoren. Somit sind sie entgegen der weit verbreiteten Meinung sogar nützlich für den Garten.
Da erwachsene Wespen sich von Nektar ernähren, sind sie somit in geringem Maße auch für die Bestäubung von zahlreichen Pflanzen nützlich.
Faltenwespen
Die Gemeinde Wespe und die Deutsche Wespe können sehr aggressiv und lästig werden. Da Wespenlarven mit tierischem Protein gefüttert werden, ist natürlich unser Grillgut besonders verlockend für die Arbeiterinnen auf Nahrungssuche. Beide Arten gehören zu den sozialen, also staatenbildenden, Faltenwespen und in Deutschland kommen insgesamt 16 Arten vor. Der Name rührt daher, dass in Ruhelage ihre Flügel der Länge nach gefaltet sind. Die Hornisse ist Deutschlands größte Faltenwespe und wirkt besonders bedrohlich auf uns. Doch von uns Menschen will sie nichts wissen, auch unser Essen interessiert sie nicht, denn sie macht hauptsächlich Jagd auf andere Wespen. Alle anderen Arten leben versteckt von uns in kleinen Populationen und kreuzen nur selten unseren Weg.
Nester
Die sozialen Faltenwespen bauen kunstvolle Nester aus zerkautem Holzmaterial und ihre Bauten können eine beachtliche Größe erreichen. Je nach Material weisen die Nester eine unterschiedliche Färbung auf, die von Hornissen beispielsweise sind beige, da sie morsches Holz verwenden. Andere Nester sind grau, auch die der Deutschen Wespe, da sie nur leicht verwittertes Holz für den Bau benutzen. Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe mögen es gerne dunkel und geschützt, weshalb sie gerne in verlassenen Mäuse- oder Maulwurfbauten nisten. Diese Vorliebe hat ihnen auch umgangssprachlich die Bezeichnung „Erdwespen“ eingebracht. Ihre beeindruckenden Bauten sind aber auch in anderen Hohlräumen, beispielsweise auf dem Dachboden zu finden. Da wir die lästigen Insekten gerne loswerden und schon gar nicht auf unserem Grundstück haben wollen, lassen wir die Nester zu gerne ausräuchern oder ganz entfernen. Oft trifft dies auch frei hängende Nester an Bäumen oder in Hecken, welche in der Regel von Wespenarten bevölkert werden, die uns Menschen überhaupt nicht stören.
Solitäre Faltenwespen
Die Gruppe der solitären Faltenwespen ist sehr viel artenreicher und in Deutschland leben knapp 70 dieser nicht staatenbildenden Insekten. Sie ernähren ihren Nachwuchs mit Schmetterlings-, Käfer- und Blattwespenlarven, die sie mit einem Stich lähmen und in ihr Nest tragen. Sie nisten sowohl in der Erde als auch oberirdisch und ihre Lebensweise ist der von Wildbienen sehr ähnlich.
Soziale Faltenwespen
Die Staaten der sozialen Faltenwespen leben ein Jahr, nur die Königin überwintert und gründet im Frühling einen neuen Staat. Zu Beginn ist das Nest noch sehr klein und die Königin versorgt selbst den Nachwuchs. Sobald sie Arbeiterinnen herangezogen hat, übernehmen diese die Pflege der Brut, die Bewachung des Nestes, die Versorgung der Königin und die Nahrungsbeschaffung. Das Nest wird im Laufe des Jahres immer größer und kann bis zu 7000 Tiere umfassen. Ab August werden die neuen Königinnen herangezogen, die überwintert und im nächsten Jahr den neuen Staat gründet.
Wenn in Spätsommer keine Brut mehr zu versorgen ist, müssen sich die verbleibenden Wespen nur noch um sich selbst kümmern. Jetzt erst beginnen sie uns Menschen so richtig aufzufallen, da es nun viel mehr Wespen gibt als noch im Frühjahr. Der einfachste Weg an Nahrung zu gelangen, ist nun ihrer Vorliebe für Süßes nachzugeben und sich über die Auslage in Bäckereien herzumachen oder in unserem Saftglas zu landen. Auch Grillfleisch wird hierbei nicht verschmäht. Spätestens im Oktober stirbt die alte Königin, der Wespenstaat zerfällt und die Arbeiterinnen verenden spätestens mit dem ersten Frost.
Unter Naturschutz
Alle Wespenarten in Deutschland stehen unter Naturschutz, auch die räuberische und oft so lästige Gemeine Wespen und Deutsche Wespe. Es droht demjenigen ein Bußgeld, der ohne Grund Wespen fängt, verletzt, tötet, ihre Nester beschädigt oder entfernt. Eine sachgemäße Entfernung kann bis zu 100 € kosten und dafür ist immer die Naturschutzbehörde zuständig.
Zusammenleben in Harmonie
Mit einigen einfachen Verhaltensregeln kann man Konflikte mit Wespen vermeiden. Egal wie sehr sie uns belästigen, bitte schlagen Sie niemals nach anfliegenden Tieren, so werden sie zum Stechen provoziert. Auch Anpusten kann die Tiere noch mehr reizen, da das Kohlendioxid im Atem Wespen in Alarmbereitschaft versetzt und ihre Aggressivität erhöht. Decken Sie süße oder fleischhaltige Speisen im Sommer ab und trinken Sie Säfte, Limonade oder Ähnliches aus abgedeckten Gläsern mit einem Strohhalm. Auch Parfum oder Cremes können Wespen anlocken, ebenso wie bunte Kleidung. Wespen werden sogar von Angstschweiß angezogen und angriffslustiger. Bitte gehen Sie im Gras sehr vorsichtig barfuß, damit Sie nicht aus Versehen auf ein Tier treten und somit einen Stich riskieren.
Was tun bei einem Wespenstich?
Wenn keine Allergie vorliegt, sind Wespenstiche für den Menschen nicht gefährlich, auch wenn es mehrere sind. Die Einstichstelle sollte sofort gekühlt werden, feuchtes Kochsalz oder eine aufgeschnittene Zwiebel helfen, das Gift aus der Wunde zu ziehen. Beim Verschlucken einer Wespe kann ein Stich in der Speiseröhre stark anschwellen und es sollte sofort ein Arzt konsultiert werden. Im Falle einer Allergie sollte der Betroffene immer ein Notfallmedikament bei sich haben. Andernfalls muss nach einem Stich sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Wussten Sie schon?
Die wenigsten Wespen sind uns Menschen gegenüber angriffslustig und die meisten bekommen wir nie zu Gesicht. Wir hoffen, dass wir Ihnen viel Wissenswertes über die faszinierenden Insekten vermitteln und Ihnen die grundsätzliche Angst vor den beiden räuberischen Arten nehmen konnten. Bienen sind übrigens eher pummelig, ihnen fehlt die Wespentaille und ihr Körper ist pelzig. Im Flug sind sie träger als Wespen, die auf Grund ihres Körperbaus sehr viel schneller und wendiger sind.