Das Auerhuhn – vom Aussterben bedrohter Balzprofi

Auerhahn steht auf einem Ast und schaut zur Seite
Auerhahn von der Seite

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus), unter anderem auch Auerwild, Alp-, Brumm- oder Gurgelhuhn genannt, gehört zur Familie der Raufußhühner und ist der größte europäische Hühnervogel. Leider ist das imposante Tier, das zwischen zwölf und 18 Jahre alt werden kann und im Tierreich durch sein ausgeprägtes Balzverhalten hervorsticht, mittlerweile in Deutschland vom Aussterben bedroht.

Merkmale

Nahaufnahme des Auerhahns, nach links schauend
Die auffällige Rose am Auge des Auerhahns

Die Auerhenne ist durchschnittlich rund 60 cm groß, während der Auerhahn meist zwischen 90 cm und einem Meter groß wird. Dabei erreicht das Männchen eine Flügelspannweite von bis zu 120 cm und bringt ein Gewicht von vier bis sechs kg auf die Waage. Das Weibchen ist dementsprechend leichter und wiegt um die zwei bis drei kg.

Nicht nur von der Statur, sondern auch vom Aussehen her, unterscheiden sich die Auerhuhn-Geschlechter sehr. Der Auerhahn hat an Hals, Brust und Rücken ein blaugrün schillerndes Gefieder. Seine Schwanzfedern sind ebenfalls schwarz, haben aber unregelmäßige weiße „Flecken“. Diese sind auch auf der Schwanz-Unterseite und dem Bauch zu finden. Die Flügelfedern sind wiederum braun, weisen an den Seiten aber ebenfalls einen kleinen weißen Fleck auf. Zudem trägt der Hahn einen Federbart unter dem Schnabel, der sich bei Erregung des Tieres hochstellt. Am auffälligsten ist jedoch die sogenannte Rose. Eine rote Hautstelle oberhalb des Auges, die beim Männchen während der Paarungszeit stark anschwillt.

Im Gegensatz zum Männchen hat die Henne ein braun-weiß-beiges Gefieder mit schwarz-silbernen Querbändern. Das Brustschild ist rostbraun und die Schwanzfedern haben ein rostrot-schwarz gebändertes Muster. Diese Farbgebung dient auf den meist bräunlichen Waldböden als Tarnung und hilft dem Weibchen, sich während der Brut- und Aufzuchtzeit ihres Nachwuchses vor Fressfeinden zu schützen. Die Jungen tragen in den ersten Lebenswochen ebenfalls ein braunes Gefieder, bevor beim Männchen nach sieben Wochen, durch die Mauser (Federwechsel), die ersten schwarzen Federn hervorstechen.

Lebensraum und -weise

Bunter Mischwald mit Mooren
Der Lebensraum des Auerhuhns

Früher war das Auerhuhn noch weit verbreitet. Es war sowohl in ganz Mittel- und Nordeuropa als auch in Mittel- und Nordasien vorzufinden. Mittlerweile ist der größte europäische Hühnervogel in Europa aber größtenteils nur noch in Skandinavien, Schottland und Deutschland vorzufinden. Hierzulande gibt es nur noch einzelne Vorkommen im Schwarzwald, im Hochsauerland, im Bayerischen Wald und am Nordalpenrand.

Dort sind die Bedingungen für das scheue Huhn, welches abgelegene, lichte, strukturierte Nadel- und Mischwälder mit Sümpfen und Mooren bevorzugt, noch am geeignetsten. Da das Auerhuhn kein begabter Flieger ist, bleibt es über das ganze Jahr in seinem Revier und hat sich darauf spezialisiert, kalten Temperaturen zu trotzen. Dafür legt es sich zum Winter hin ein dichtes, mit Afterfedern verdoppeltes Federkleid zu, welches auch die Beine und die Nasenlöcher bedeckt. Zwischen den Zehen besitzt das Auerwild zudem sogenannte Hornstifte, die im Winter wie eine Art Schneeschuh fungieren, sodass das Huhn nicht im Schnee einsinkt.

Und da sich das Auerhuhn meist zu Fuß fortbewegt und hauptsächlich nur zum Schlafen auf einen geeigneten Baum fliegt, lässt es sich bei extremer Schneelage auch gerne einmal auf dem Boden einschneien. Der Grund: Um das Auerhuhn bildet sich eine isolierende Schneeschicht, die das Huhn vor der Witterung und Kälte schützt.

Nahrung

Im Winter ernährt sich das Auerhuhn hauptsächlich von Fichten- und Kiefernadeln. Da diese jedoch schwer zu verdauen sind, verschluckt das Tetrao urogallus auch kleine Steine, die im Magen dabei helfen, die Nahrung zu zerreiben. Über das restliche Jahr hinweg bevorzugt das Auerhuhn wiederum Beeren (u.a. Heidelbeeren), Blüten und Knospen. Auf dem Speiseplan des Vogels stehen ab und zu auch Ameisen, Käfer, Würmer und Schnecken, die das Auerhuhn vor allem in den Wochen nach dem Schlüpfen zu sich nimmt, da es, um zu wachsen, viel Eiweiß benötigt.

Balz und Fortpflanzung

Frontaufnahme einer Auerhenne, die nach rechts schaut
Die Auerhenne mit ihrem braun-weiß-beigen Gefieder

Der Auerhahn zeichnet sich im Tierreich durch sein sehr ausgeprägtes Balzverhalten aus, welches er in der Paarungszeit von Mitte März bis Ende Mai zur Schau stellt. Das Ritual beginnt bereits in den frühen Morgenstunden, in denen das Männchen – von einem ausgewählten Baum aus – seinen Balzgesang aus schnalzenden, klappernden und wetzenden Tönen ertönen lässt. Dieser schallt mehrere Hundert Meter durch den Wald.

Sobald die Sonne aufgegangen ist, verlegt der Auerhahn sein Balztalent auf den Boden. Neben seinem „Lied“, welches der Hahn jeden Morgen 200- bis 300-mal wiederholt (in Spitzenzeiten sogar bis zu 600-mal), stellt er seine Schwanzfedern zu einem Halbkreis auf, spreizt die Flügel ab und reckt seinen Kopf weit in die Höhe. Zwischen den einzelnen Gesangseinlagen fliegt er immer wieder in die Luft, schlägt mit den Flügeln und scharrt mit den Füßen. Mancher Auerhahn wird während der Paarungszeit sogar so aggressiv, dass er Berichten zufolge seine Scheu komplett verliert und sogar Spaziergänger angreift.

Hat der Auerhahn ein Weibchen beeindruckt, kommt es zur Paarung. Und da Auerhühner keine Partnerschaft eingehen, paart sich der Hahn auch gerne mit mehreren Weibchen. Die Henne kümmert sich anschließen allein um die Brut und Aufzucht der Jungen. Das Weibchen legt in einer Nestmulde zwischen Wurzeln oder Baumstümpfen etwa sechs bis zehn Eier (ungefähr so groß wie Hühnereier), die rund 27 Tage bebrütet werden. Die geschlüpften Küken sind Nestflüchter und folgen schon einen Tag nach der Geburt ihrer Mutter durchs Unterholz. Sollte ein Räuber den Jungen zu nah kommen, zeigt die Henne ihr schauspielerisches Talent. Um die Gefahr auf sich zu lenken, spielt die Auerhenne das verletzte Opfer und torkelt über den Boden. Sobald die Küken in Sicherheit sind, ist die Vorstellung vorbei.

Die ersten drei Wochen nach dem Schlüpfen, bleiben die jungen Auerhühner unter der Obhut ihrer Mutter. In dieser kurzen Zeit lernen sie bereits zu fliegen, sodass sie mit der Henne über Nacht auf einen Baum fliegen können, um dort in Sicherheit zu übernachten. Anschließend sind die Jungen auf sich gestellt, bleiben aber noch über den ersten Winter mit ihrer Mutter als Familienverbund zusammen.

Gefährdung

Auerhenne sitzt singend auf dem Boden
Das Auerhuhn ist in Deutschland vom Aussterben bedroht

Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist das Auerhuhn in Deutschland vom Aussterben bedroht. Die aktuellen Bestandszahlen liegen nach Angaben des NABU zwischen 750 und 1000 Brutpaaren. Es sei ein deutlicher Rückgang des Bestandes in den vergangenen Jahrhunderten erkennbar, so der Naturschutzbund.

Das Auerhuhn hat mit dem Marder, Waschbär, Steinadler, Uhu und Fuchs zwar so einige natürliche Feinde, doch die Hauptgründe für den Rückgang des Vertreters der Raufußhühner liegen woanders. Zum einen hat der Bestand durch die Bejagung in den vergangenen Jahrhunderten abgenommen, zum anderen wird der Lebensraum der scheuen Vögel immer kleiner. Immer mehr Waldgebiete werden gerodet, um für neue Siedlungen, die Industrie, die Landwirtschaft oder den Tourismus Platz zu schaffen.

Hinzu kommt, dass die sensiblen Tiere vor allem im Winter durch vermehrte Störfaktoren gefährdet sind. Das Auerhuhn reduziert im Winter, um zu überleben, den Energieverbrauch, indem es die Bewegung stark einschränkt. Fühlt es sich jedoch bedroht und sieht sich gezwungen zu fliehen, schaltet der Stoffwechsel in kürzester Zeit auf Höchstleistungen um, was das Tier sehr viel Kraft kostet. Dieser Kraftverlust kann im Winter tödliche Folgen haben.

Da das Auerhuhn hierzulande auf der Roten Liste steht, darf es laut dem Jagdverband ganzjährig nicht bejagt werden, doch das reicht bei weitem nicht aus, um diese imposante und faszinierende Hühnerart vor dem Aussterben zu retten. Es ist also noch viel zu tun, damit der Balzgesang des Auerhahns auch noch in vielen Jahren durch die hiesigen Wälder hallt.

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